So abstrakt und theoretisch die Hintergründe und Problemstellungen rund um das Thema Konsum auch sind, so konkret und spielerisch war das Herantasten an die verschiedenen Dimensionen im Seminarverlauf. Bereits der Einstieg initiierte einen ersten Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmer:innen, als das Warm-Up dazu einlud, wortwörtlich einen Stand-Punkt zu verschiedenen Fragen im Raum einzunehmen. So wurden durch persönliche Erfahrungen immer wieder auch Ambivalenzen offengelegt, die wahrscheinlich vielen Menschen in ihrem Verhältnis zu Konsum begegnen, etwa in der Gegenüberstellung von Experimentierfreude und Routinen oder Eigenverantwortung und Verboten. Daran anschließend ging es über die Reflexion des eigenen Konsumverhaltens mit zwei Shopping-Tüten, die die Kategorien notwendiger Güter und Luxus symbolisierten, zu der Frage, warum wir überhaupt konsumieren und welche Funktionen Konsum für uns persönlich und gesellschaftlich erfüllen kann.
Im kurzweiligen und ausbalancierten Wechsel zwischen Input, Erfahrungsaustausch und spielerischen Formaten eröffnete das Seminar immer weitere Perspektiven: Das Spekulieren unter dem Motto „Der Preis ist heiß“ lud zur Auseinandersetzung mit der Frage ein, inwieweit die momentanen Warenpreise auch die tatsächlichen wahren Preise sind, also ökologische und soziale (Folge)kosten bereits in die Preise einberechnet sind oder ausgelagert werden. Das Konsumquiz brachte in Verbindung mit weiterem Input überraschende Zahlen und Fakten zum Thema und einem Video-Interview wurde deutlich, was Konsum und Konsumption unterscheidet und stieß die Frage an, inwieweit wir uns nur die Möglichkeit erkaufen, alle diese Dinge zu nutzen, ohne überhaupt die Zeit zu haben, sie auch tatsächlich zu nutzen.
Rückmeldung eines Teilnehmers:
"Ich fand den Tag inhaltlichlich super, vor allem die Gespräche - was ich spannend fand: wie weitreichend und komplex das Thema Konsum ist. Ich weiß nicht, ob das jetzt mein komplettes Leben ändert, aber ich nehme viel von heute mit."
Zum Ende des Seminars entwickelten die Teilnehmer:innen schließlich entlang der Frage „Wie konsumieren wir morgen?“ eigene Visionen und Ansätze, wie Konsum in Zukunft anders gedacht werden kann. Von einer Bibliothek für Kleidung über eine Essbare Stadt bis hin zu Themen-Zügen für neue Formen von Mobilität standen am Ende viele kleine und konkrete wie utopische und visionäre Ideen.
Ein Bericht von Christian Kock.