Rückblick

Frische Ernte aus dem Wassergewächshaus

Exkursion zum Algenwerk in Dresden am 18.10.23


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ass Super-Food nicht immer von weit her kommen muss, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass es ebenso in einem futuristischen Wassergewächshaus in Glasrohren wachsen kann, innerhalb von nur drei Tagen geerntet und in einer ehemaligen Industriehalle in Dresdens Norden produziert wird, konnten die Teilnehmenden der jüngsten Exkursion der Zukunftsgestalten erleben.
Fotos: Zukunftsgestalten e.V.

Am 18. Oktober 2023 lud der Zukunftsgestalten e.V. in Kooperation mit der Volkshochschule Dresden zu einem Besuch der Puevit GmbH in Dresden Hellerau ein. Das 2022 gegründete Unternehmen forscht daran, Mikroalgen wirtschaftlich sinnvoll nutzbar zu machen und eine zukunftsfähige und nachhaltige Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Mit dem „Algenwerk“ hat das Unternehmen auch ihre eigene Marke geschaffen, um die erste frische Spirulina in Deutschland als Lebensmittel auf den Markt zu bringen.

In den Büroräumen des Unternehmens berichtete Gründer und Geschäftsführer Gunnar Mühlstädt in einer Einführung, wie er als Ingenieur für Maschinenbau zunächst mit Rohrleitungssystemen zu tun hatte und erst später auf die Idee kam, Algen in Rohren zu züchten. Die Expertise für den Anbau kam dann mit weiteren Teammitgliedern aus der Bioprozesstechnik, chemischer Verfahrenstechnik und Ökotrophologie dazu. Trotz der geballten Expertise sei der Anbau immer noch auch ein Experiment, wie Leander Seibel berichtete, der sich um die Anbaubedingungen bis zur Ernte kümmert. Da das Team nur auf wenige schon bestehende Referenzwerte für den Anbau zugreifen kann, heißt es: Testen, Beobachten, Verändern. So gibt es immer wieder Überraschungen für das Team, selbst wenn nur einzelne Faktoren für den Anbau verändert werden.

Besonders eindrucksvoll war die anschließende Besichtigung der Produktionshalle. Nach Durchlaufen der Hygienemaßnahmen konnten die Teilnehmenden in einem modischen Outfit aus Haarnetz und Schuhüberzügen die Produktionsanlagen aus nächster Nähe erleben: Rohrsysteme in mehreren Lagen übereinander gewunden, diffuses farbiges Licht, das zwischen den Rohren unter einer Abdeckung durchscheint, moderne Technologie und eine Abfüllstation, die das Abfüllen der Gläser per Hand unter strengen hygienischen Bedingungen ermöglicht. Das macht Teammitglied Gerd Hilpmann unter dem Spitznamen „Ernte-Gerd“ noch persönlich.

Um das Super-Food der Zukunft nicht nur in grün gefärbten Rohren in Erinnerung zu behalten, lud Gunnar Mühlstädt zum Abschluss noch zu einer Verkostung der frischen Spirulina im Glas ein. Und wie schmeckt sie nun? Gunnar Mühlstädt hat darauf eine klare Antwort: „So, wie Du es willst!“ Denn durch die kontrollierten Anbaubedingungen ist die hier produzierte Spirulina nahezu geschmacksneutral. Das pure Geschmackserlebnis könnte daher mitunter enttäuschen. Die dazu gereicheten Rezeptvorschläge sind dafür umso vielfältiger: Sie reichen von Pancakes, Smoothies und Vanillequark bis hin zu Pesto, Rainbowl und Brotaufstrich. Wer diese Rezepte ausprobieren möchte, kann sich seine Spirulina entweder direkt online beim Algenwerk bestellen oder sich auf den lokalen Wochenmärkten umschauen. Wer sie direkt in einem Laden kaufen möchte, muss sich noch etwas gedulden: Die Verhandlungen mit Vertriebspartner:innen laufen noch, es dürfte also noch etwas dauern, bis die frischen Algen aus Dresden im Laden um die Ecke zu finden sind.

Vielen lieben Dank an Johanna Jaurich & Sarah Süß (@johannafilmmaking, @sarah_suess, @fechnermedia, @storyofanewworld) für das tolle Video,
an die puevit GmbH für das Öffnen ihrer Produktionshalle
und an Felix Krujatz (TU Chemnitz) für den Einblick in die bioökonomischen Möglichkeiten einer zukunftsfähigen Ernährung.